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20.08.2024

Damit im Notfall jeder Handgriff sitzt und die Kommunikation stimmt

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Täglich betreuen Pflegekräfte und Ärzte Patientinnen und Patienten in den verschiedensten Situationen. Von der Routine bis zum Notfall ist alles dabei. Um in diesen Notfallsituationen, die auch während des Krankenhausaufenthaltes durch Komplikationen und Krisen entstehen können, gut vorbereitet zu sein, gibt es in den medius KLINIKEN daher seit rund zehn Jahren regelmäßig Simulationstrainings. Diese sogenannten „Crisis-Resource-Management“ (kurz CRM-Trainings) haben das Ziel, die Zusammenarbeit im Team und die Patientensicherheit zu verbessern. Das Konzept stammt aus der Luftfahrt und ermöglicht es, unter sicheren Bedingungen Notfallsituationen zu simulieren und die Teamzusammenarbeit zu analysieren. Seit kurzem verstärkt Janine Kirchmann das CRM-Team, das diese Trainings plant und durchführt und bringt Ihre Erfahrungen aus der Pflege und als Praxisanleitung mit ein.

Wir haben sie nach ihren Erfahrungen gefragt.

Sie sind die erste Vertreterin der Pflege, die im CRM-Team mitarbeitet. Wie kam es dazu?

Janine Kirchmann: Ich bin seit 2009 bei den medius KLINIKEN, erst war ich acht Jahre in der medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT, seit sieben Jahren bin ich nun in der medius KLINIK NÜRTINGEN beschäftigt. In dieser Zeit habe ich mich immer weitergebildet, ich bin als Praxisanleiterin tätig und habe außerdem eine Fortbildung speziell für den Schockraum besucht. Ich bin zusätzlich eine für Katastrophenfälle geschulte Rotkreuzschwester und kann im Krisenfall ins In- und Ausland abgerufen werden. Durch den Kontakt zu unserem Oberarzt aus der Anästhesie, Dr. Kieber entstand mein Interesse daran, das CRM-Team zu unterstützen. Ich habe sofort zugesagt, weil ich immer gern Neues lerne. Ich habe dann eine Fortbildung bei der Firma „InPass“ absolviert und bin seit Ende 2023 Teil des CRM-Teams. Hier bringe ich die Perspektive der Pflege mit ein.

Wie läuft ein CRM-Training ab?

Janine Kirchmann: Beim CRM-Training werden Notfälle, beispielsweise im Schockraum oder im Kreißsaal, möglichst realistisch simuliert.

„Patient“ in der Simulation ist häufig eine mit High-Tech ausgestatteten Puppe, ein sogenannter Simulator. Schauspieler werden ebenfalls eingesetzt und manchmal auch beides.

Während die Kolleginnen und Kollegen ihren „Patienten“ behandeln werden sie gefilmt. Da manche Körperreaktionen nicht simuliert werden können, gibt es eine sogenannte „Voice of God“, das heißt, dass jemand aus unserem Team über Lautsprecher durchsagt, dass der Patient beispielsweise blass und kaltschweißig wird.

Eine Situation dauert circa zehn Minuten. Wir Instruktoren beobachten das behandelnde Team und markieren im Video, welche Momente im Anschluss besprochen werden sollen. Ich achte dabei besonders auf die Pflegekräfte im Team. Danach schaut man sich gemeinsam das Videomaterial an und reflektiert das eben Erlebte. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass jede Rückmeldung fachlich und sachlich erfolgt. Besonders wichtig ist es auch hervorzuheben, was in dieser Teamarbeit gut gelungen ist.

Wie bereiten Sie im CRM-Team die Trainings vor?

Janine Kirchmann: Wir planen alle Fälle selbst und bereiten sie dann gemeinsam mit dem Techniker der Firma InPass vor. Kurz vor dem Training klären wir, ob es kürzlich in dem Team, mit dem wir trainieren, einen realen Fall gab, auf den wir Rücksicht nehmen müssen. Alle Kolleginnen und Kollegen sollen sich wohlfühlen bei den Trainings. Nur so können sie sich auf die Simulation einlassen und so profitieren sie am meisten von den Trainings.

Gibt es typische Fehler in der Kommunikation?

Janine Kirchmann: Nicht aussprechen, was man denkt oder sich nicht trauen auf einen möglichen Fehler hinzuweisen, kommt häufiger vor. Alle sollten auf Augenhöhe kommunizieren, egal ob Pflegefachkraft oder Arzt.

Kollegen in Österreich habe das in einem CRM-Training eindrücklich vorgeführt: Hier hat ein Oberarzt absichtlich einen Fehler gemacht, der in der Realität fatal gewesen wäre. In der Situation selbst hat niemand etwas gesagt, aber mehrere Teilnehmende haben hinterher angegeben, was ihnen aufgefallen ist. Sie haben sich aber nicht getraut, den Oberarzt auf seinen möglichen (tödlichen) Fehler hinzuweisen.

Auch beim Delegieren von Aufgaben in den Raum sprechen, anstatt eine Person direkt anzusprechen und eine Rückmeldung einzufordern kann zu Missverständnissen führen. Wir trainieren daher, immer eine Person direkt und eindeutig beispielweise mit Namen anzusprechen.

Gibt es typische Aha-Erlebnisse für die Teilnehmenden?

Janine Kirchmann: Wie wichtig es im Notfall ist, dass jeder klar und deutlich kommuniziert, was er denkt und das jeder und jede sich traut zu sagen, was ihm oder ihr auffällt, wird für viele im Training sehr anschaulich.

Viele Kollegen melden mir auch zurück, dass sie sich extra Zeit nehmen wollen, um sich mit dem Schockraum, in dem sie nicht regelmäßig eingesetzt sind, vertrauter zu machen. Sie haben im Training erlebt, wie wichtig es ist, im Notfall seine Umgebung zu kennen und zu wissen, wo das benötigte Material ist.

Wie sind die Rückmeldungen der Kollegen?

Janine Kirchmann: Alle, mit denen ich bislang trainiert habe, waren von der Wirkung des Trainings überzeugt und haben mir rückgemeldet, dass sie viel gelernt haben. Für viele ist es eine Überwindung mitzuspielen in der simulierten Situation und sich dabei filmen zu lassen, aber gerade sich selbst auf Video dabei zusehen zu können, wie man agiert, ist sehr lehrreich für die Teilnehmenden.

Was ist ihr Fazit nach einem halben Jahr im CRM-Team?

Janine Kirchmann: Mir macht es sehr viel Freude, die Teams als Instruktorin zu unterstützen. Es gibt ein tolles Miteinander und die Kollegen sind alle sehr motiviert. Ich selbst lerne bei jedem Training auch für mich etwas dazu und freue mich über die vielen positiven Rückmeldungen der Kollegen. Ich möchte auf jeden Fall weitermachen und nie aufhören dazuzulernen.

Das Interview führte Anna Huerkamp, Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation

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