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    07.09.2023

    Nach 30 Jahren zurück auf die Schulbank

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    1989 hat Patrizia Intile Carrabba ihre Pflegeausbildung bei den medius KLINIKEN – damals noch unter dem Namen Kreisklinikum Esslingen - abgeschlossen. Rund 30 Jahre später traute sie sich nochmals auf die Schulbank und hat sich zur Praxisanleitung fortgebildet. Wir haben sie gemeinsam mit Hanna Stickler, Koordinatorin für die Praxisanleitungen der medius KLINIKEN, getroffen um zu erfahren, warum sie die Fortbildung immer wieder machen würde – obwohl sie dafür die erste PowerPoint-Präsentation ihres Lebens erstellen musste.

    Liebe Frau Intile Carrabba, wie kam es dazu, dass Sie die Fortbildung zur Praxisanleitung gemacht haben?

    Patrizia Intile Carrabba: Ich selbst bin gar nicht auf die Idee gekommen, Hanna Stickler hat mich überzeugt, das zu machen. Sie hat mir auch Mut gemacht, mit 50 Jahren nochmals eine Fortbildung zu wagen.

    Hanna Stickler: Patrizia hat sich immer schon den Azubis angenommen und ihr Wissen weitergegeben. So hatte sie indirekt eigentlich längst die Aufgaben einer Praxisanleitung übernommen. Da war es naheliegend, dass sie auch die Fortbildung macht. Dadurch konnte sie nicht nur ihre Tätigkeit bei der Anleitung unserer Azubis professionalisieren, als Praxisanleitung wird sie auch für diese Aufgabe freigestellt und vergütet.
     

    Welche Aufgaben hat eine Praxisanleitung?

    Hanna Stickler: Praxisanleitungen begleiten die Auszubildenden in der Pflege bei deren Einsätzen auf der Station, reflektieren gemeinsam deren Arbeit und sind auch Teil der Prüfungskommission für die praktische Prüfung der Auszubildenden. Für diese Arbeit werden sie von ihrer regulären Arbeit auf der Station freigestellt. Auch für die Vor- und Nachbereitung von Praxisanleitungen mit Auszubildenden bekommen sie extra Zeit.
     

    Wie lief die Fortbildung ab?

    Patrizia Intile Carrabba: Die Fortbildung dauerte ein Jahr und drei Monate. Jeden Monat fand ein einwöchiger Unterrichtsblock statt, für den ich von der Arbeit freigestellt wurde. Insgesamt hatte die Fortbildung einen Umfang von 300 Stunden. Die Prüfung bestand aus einer schriftlichen Hausarbeit und einer mündlichen Prüfung.
     

    Sie sind seit 30 Jahren im Beruf und haben währenddessen zahlreiche Auszubildende begleitet. Was gab es für Sie in der Fortbildung Neues zu lernen?

    Patrizia Intile Carrabba: So einiges. Ich fand es bereichernd, nochmals detailliert zu reflektieren, was man tut, wenn man Auszubildende anleitet. Zentrale Themen im Unterricht waren Kommunikation, Psychologie, vor allem aber auch gesetzliche Regelungen wie beispielsweise Jugendschutz. Der Unterricht hat mich darüber hinaus auch sensibilisiert für meine eigene gesetzliche Verantwortung. Als Praxisanleitung muss man unter anderem wissen, welche Tätigkeiten die Auszubildenden wann übernehmen dürfen. Und die interkulturellen Unterrichtseinheiten mit der Integrationsbegleiterin Diane Sachs waren sehr interessant.

    Hanna Stickler: Auch wichtig: Die eigenen Rechte zu kennen gehört ebenfalls zur Fortbildung. Die Kolleginnen und Kollegen lernen, was sie als Praxisanleitung müssen und was nicht. Dazu gehört zum Beispiel, das Praxisanleitungen ein Recht darauf haben, für die Vor- und Nachbereitung von geplanten Praxisanleitungen freigestellt zu werden.
     

    Was waren Herausforderungen bei der Fortbildung?

    Patrizia Intile Carrabba: Die größten Herausforderungen waren für mich eher technischer Natur. Ich musste zum Beispiel eine Hausarbeit am PC schreiben und eine Powerpoint-Präsentation erarbeiten. Das hatte ich bis dato noch nie gemacht. Aber da haben mir die Kolleginnen zum Glück sehr geholfen. Und das Lernen fällt mit über 50 natürlich nicht mehr so leicht. Deshalb bin ich stolz, dass ich die Prüfung gut geschafft habe. Dadurch, dass ich selbst nochmal die Schulbank gedrückt habe, kann ich mich jetzt noch besser in unsere Auszubildenden hineinversetzen.
     

    Wie ist die Arbeit als Praxisanleitung? Was hat sich durch die Fortbildung verändert?

    Patrizia Intile Carrabba: Mir macht die Arbeit mit den Auszubildenden riesigen Spaß, weil ich immer schon gerne mein Wissen weitergegeben habe. Zu sehen, wie die Auszubildenden sich entwickeln, dazulernen und am Ende der Ausbildung das umsetzen können, was sie gelernt haben, macht mir große Freude.

    Als Praxisanleitung habe ich auch mehr Zeit für die Anleitung der Auszubildenden. Das ist für mich eigentlich der größte Vorteil und eine echte Entlastung. Ich gebe mein Wissen nicht nur nebenbei und in Hektik weiter, sondern kann mir Zeit nehmen, die Praxiseinsätze zu planen und sie mit den Auszubildenden zu reflektieren. Dadurch, dass ich für die Praxisanleitung freigestellt bin, können zum Beispiel die Auszubildenden einen ganzen Tag lang unter meiner Anleitung ein Patientenzimmer übernehmen. Ich kann dadurch in Ruhe mein Wissen über verschiedene Krankheitsbilder weitergeben.

    Aufregend war für mich dann auch, das erste Examen abzunehmen. Ich glaube, ich war nervöser als der Prüfling selbst. Ich war sehr froh, dass ich vor der eigentlichen Prüfung bei einem Probeexamen das Prüfen üben konnte. Am Tag der Prüfung ist dann alles gut gelaufen und auch die Rückmeldung des Auszubildenden war positiv, das hat mich gefreut.
     

    Wie ist ihr Fazit, würden Sie die Fortbildung nochmal machen?

    Patrizia Intile Carrabba: Auf jeden Fall! Ja, es war viel Arbeit und ja, nach 30 Jahren wieder in die Schule zurückzukehren hat Überwindung gekostet. Aber ich habe viel gelernt, was mir in meiner täglichen Arbeit hilft und die Arbeit als Praxisanleitung macht mir große Freude. Da ich mich auch früher schon um die Auszubildenden bemüht habe, ist es eine echte Entlastung, dafür jetzt mehr Zeit zu haben. Ich kann jedem, der sich für die Weiterbildung interessiert, nur raten: macht das, egal in welchem Alter!
     

    Was sollte man wissen, wenn man selbst Praxisanleitung werden möchte?

    Hanna Stickler: Das Beispiel von Patrizia zeigt, dass die Fortbildung in jedem Alter möglich ist. Motiviert muss man sein und Freude haben am Umgang mit den Auszubildenden. Die Fortbildung ist übrigens auch in Teilzeit möglich. Und wer sie abgeschlossen hat ist nicht verpflichtet, anschließend als Praxisanleitung zu arbeiten.  Voraussetzung für eine Freistellung als Praxisanleitung und eine höhere Vergütung ist allerdings, dass mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit für die Praxisanleitung entfallen. 

    Das Interview führte Anna Huerkamp, Unternehmenskommunikation, medius KLINIKEN
    
    

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