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23.01.2023

Daniel, ich brauch einen Saal!

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OP-Manager und OP-Koordinatoren halten die Fäden in der Hand.

Fäden sind wichtig im Operationssaal. Etwa der Faden, mit dem der Chirurg am Schluss die Wunde zunäht. Und es gibt die vielen Fäden, die OP-Manager Andreas Seitz in der Hand hält. Zusammen mit den beiden OP-Koordinatoren Daniel Sonnek und Timo Hertl organisiert er den Einsatz von Personal, Sälen und Material in den medius KLINIKEN. OP-Koordinator und OP-Manager sind Jobs im Hintergrund. Kaum ein Patient weiß, dass es sie gibt. Aber die medius KLINIKEN verfügen insgesamt über 20 Operationssäle an drei Standorten, und natürlich muss jemand dafür sorgen, dass momentan täglich 45 bis 50 Operationen abgestimmt werden. Und dass der Laden auch reibungslos läuft, wenn Notfälle dazukommen.

„Ramona, kannst du morgen in der Intensivstation aushelfen? Du hast es letztes Mal so gut gemacht.“ Telefonierend läuft Andreas Seitz durch den langen Flur, in dem sich acht OP-Säle aneinanderreihen. „Schön, ich sag dann auf deiner Station Bescheid.“ Problem gelöst. Seitz ist ein Routinier. Seit 38 Jahren arbeitet er in den medius KLINIKEN. Mit Erfahrung und Weiterbildung hat es der OP-Pfleger zu dieser Leitungsposition gebracht, heute müsste er dafür OP-Management studieren.

Puzzelspiel mit Notfall

OP-Koordinator Daniel Sonnek steht vor dem Monitor, der im Flur hängt. Das bunte Puzzle auf dem Bildschirm stellt das Gesamtprogramm des Tages in allen acht Nürtinger OP-Sälen dar. Jeder Arzt, jede OP-Schwester kann im Vorbeigehen einen Blick darauf werfen. Es ist kurz vor neun Uhr. Schon vier blaue Balken – vier Notfälle, die am Morgen nachgemeldet wurden. Fünf rote Balken zeigen an, wo gerade operiert wird.
Ein Balken ist hellgrün – schon fertig. Abends soll das ganze Tableau grün leuchten. Das kann – wenn viel Unvorhergesehenes passiert – bis 21 oder 22 Uhr dauern.

Wenn ein Operateur eine zusätzliche Operation ins Tagesprogramm einträgt, greift er anschließend zum Telefon: „Daniel, ich brauch‘ einen Saal.“ Sonnek schaut dann auf den Monitor: Wo müsste demnächst eine Operation beendet sein und ein Saal frei? Wen kann er einsetzen? „Das ist wie Tetris spielen“, sagt der 44-Jährige, der an der medius KLINIK NÜRTINGEN das Computer-Puzzle steuert. Den Joker spielt er selbst. „Wenn’s knallt und eng wird, mache ich den Springer.“ Springer und Instrumentierender bilden das Duo, das für jede OP nötig ist. Der Instrumentierende hat sterile Schutzkleidung an und reicht dem Arzt die Instrumente. Der Springer ist der Handlanger, der Verpackungen öffnet. Im Notfall verschiebt Sonnek seine Leute so, dass er selbst bei einer einfacheren OP assistiert, damit er nebenher noch auf den Programm-Monitor achten und organisieren kann.

Fäden sind, wie gesagt, wichtig im OP. Die Nerven des Koordinators müssen aber Seilstärke haben. Daniel Sonnek arbeitet seit 1999 in den medius KLINIKEN, hat die Weiterbildung zum Fachkrankenpfl eger für den Operationsdienst absolviert und ist seit acht Jahren OP-Koordinator. Schon manch‘ schwerer Unfall und einige Großalarme haben ihn herausgefordert. Aber der sportliche Typ scheint so cool zu sein wie seine beeindruckenden Tattoos an Schulter und Wade. „Wir haben noch immer eine Lösung gefunden“, sagt er. Eine Operation auf den nächsten Tag zu verschieben, das will der Koordinator vermeiden. „Wir wissen, was das für den Patienten bedeutet, der sich darauf eingestellt hat.“ Allenfalls am späten Abend gibt es Grenzen. „Der Patient erwartet ja auch, dass ein OPTeam topfit ist“, sagt Sonnek.

Schneller als die Feuerwehr

Bei der Planung spielt seit mehr als einem Jahr das Coronavirus mit. Andreas Seitz wird ernst: „Wenn alle Intensivbetten belegt sind, kann ich nicht so viel operieren, wie es eigentlich unsere Aufgabe wäre.“ Während der dritten Welle im April 2021 lag die Kapazitätsgrenze bei etwa 30 Operationen täglich. Was immer laufen muss, das ist der Not-Kaiserschnitt. Dafür ist stets ein OP-Saal neben dem Kreißsaal reserviert. Und wenn der Gynäkologie auf den Knopf drückt, dann rennen Anästhesist und OP Pflege los. Eine kurze Absprache im Flur, dann ist das Team einsatzbereit – weniger als zwei Minuten sind dazu nötig. So schnell ist nicht mal die Feuerwehr. In seiner Freizeit drosselt Andreas Seitz das Tempo beim Gärtnern oder Malen. „Ich tauch‘ dann mal ab“, heißt das Bild, das über seinem Schreibtisch hängt. So ganz hat der Job den Hobbykünstler wohl nicht losgelassen. Die roten Flächen neben dem Taucher im Bademantel erinnern an Blutkörperchen. Vom OP-Koordinator wird erwartet, dass er die Kapazitäten gerecht auf die Abteilungen verteilt, dass er die Urlaube im Blick hat und dass das Team – vom Chef abgesehen – pünktlich Feierabend hat. „OP-Pflegepersonal ist eine knappe Ressource. Mit der muss man sorgsam umgehen“, sagt OP-Manager Seitz, der für die Personalakquise und Ausbildung des OP-Teams an allen drei Klinikstandorten verantwortlich ist. Um 16 Uhr zieht die Normalschicht den blauen oder grünen Kittel aus. Das restliche Programm arbeitet Koordinator Sonnek in zwei OP-Sälen und mit kleinem Team ab.

Die Digitalisierung im Kasten

Als OP-Manager hat Andreas Seitz stets Kosten und effektive Arbeitsabläufe im Blick. Wie in jedem Betrieb spielt dabei auch in der Klinik die Digitalisierung eine Hauptrolle. Man ahnt das zufriedene Lächeln hinter der Gesichtsmaske, als Seitz einen Metallschrank öffnet, um sein automatisches Bestellsystem für das Nahtmaterial zu präsentieren. Im Schrank stehen nur Boxen mit Fäden, die verschiedenen Stärken leicht erkennbar. Vorne an jeder Box ist ein kleines Display. „Jedes Mal, wenn ich ein Schächtelchen rausnehme, drücke ich auf den Minusknopf. Am 1. und 15. des Monats checkt das System, was fehlt und bestellt selbst nach“, erklärt Seitz. Etwas komplizierter wird die Digitalisierung der OP-Instrumente, die eine Medizinproduktverordnung der EU verlangt. Künftig muss nachgewiesen werden, mit welchem Instrument der Patient operiert worden ist. Dazu wird ein RFID-Chip auf das Instrument aufgeklebt. Seitz hat schon eine Idee für die nächste Stufe: Eine Sensormatte auf dem OP-Tisch. „Dann wüssten wir automatisch, welches Instrument verwendet wurde. Das wäre ein schönes Digitalisierungsprojekt“, schwärmt er. Er wüsste dann, wie oft ein Instrument benötigt wird, wie viele er kaufen muss, wie viele er im sog. OP-Sieb bereitstellen und hinterher aufbereiten muss. Bei 1207 verschiedenen Siebcontainern – mit oft sehr teuren Instrumenten – ist das ein betriebswirtschaftlicher Faktor. Ähnlich ist es bei den Implantaten. Klar, dass jede Prothese nummeriert und dem Patienten zugeordnet sein muss. Sonnek träumt noch von der Just-in-Time-Lieferung einer künstlichen Hüfte – das wäre ökonomischer als alle Größen auf Vorrat zu haben. Der OP-Koordinator bringt es auf den Punkt: „Je eff ektiver eine Klinik mit den Finanzen umgeht, umso mehr kann sie für ihre Patienten tun.“

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