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23.01.2023

Pflege aus unterschiedlichen Blickwinkeln

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Zwei Berufsstarterinnen im Gespräch mit einer erfahrenen Kollegin

Barbara Schwarz ist seit 42 Jahren mit Leib und Seele Pflegerin – vor allem nachts arbeitet die 62-Jährige gern. Sie ist in der Unfallchirurgie der medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT als examinierte Pflegekraft angestellt. Im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs mit den Berufsanfängerinnen Julia Greenaway und Clara Thorwart-Gumpert, die beide im dritten Ausbildungsjahr sind, geht es um persönliche Erfahrungen, Erwartungen und vor allem darum, die jeweils unterschiedlichen Blickwinkel wahrzunehmen.

Aktuell ist Barbara Schwarz froh, bei ihren Nachtschichten einen Springer zur Seite zu haben, denn die Betreuung von bis zu 40 Patienten ist anspruchsvoll. Clara Thorwart-Gumpert (21 Jahre) und Julia Greenaway (45 Jahre) nicken verständnisvoll, während sie von ihrer Arbeit auf der Station erzählt, denn auch sie haben die Erfahrung gemacht, wie zackig es teilweise laufen muss. Gerade in solchen Momenten seien deshalb die Erfahrungen älterer Kollegen sehr hilfreich. „Man kann sehr viel von ihnen lernen und dabei gegenseitig Vorurteile abbauen“, davon sind die beiden überzeugt.

Barbara Schwarz blickt zurück: „In den 90er Jahren gab es sehr viele freundschaftliche Verbindungen unter den Pflegerinnen und Pflegern. Der Zusammenhalt war groß und man hat sich gegenseitig viel ausgeholfen“. Heute arbeite jeder mehr für sich allein, glaubt sie. Das bestätigen auch die beiden Schülerinnen, verweisen aber auf die guten Strukturen und die Vorteile durch die Praxisanleiter. Die völlig anderen Anforderungen in der Ausbildung heute beschäftigen beide Generationen.

Anspruchsvolle Ausbildung in heutiger Zeit

„Die Ausbildung heutzutage ist sehr umfangreich und man kann anschließend überall eingesetzt werden – ob in der Geriatrie oder der Kinderabteilung“, erklärt Clara. Das war bei Barbara noch ganz anders. Sie hat noch „Krankenschwester“ gelernt, da sei zum Beispiel Kinderpflege eine völlig andere Ausbildung gewesen. „Ich habe großen Respekt vor der Ausbildung der jungen Leute, die haben viel Druck“, meint sie. „Ich glaube, wir hatten es etwas relaxter“. Dafür gab es andere Probleme, zum Beispiel war es in den 80er und 90er Jahren schwierig, eine passende Anstellung zu finden. Damals gab es kaum offene Stellen. „Heute dagegen wird man überall mit Handkuss genommen“, bemerkt Julia.

Sie ist nach über 20 Jahren am Staatstheater Stuttgart, wo sie im Bereich Bühnenbild gearbeitet hat, in die Pflege gewechselt, weil das eigentlich schon immer ihr bevorzugtes Berufsressort gewesen ist. Jetzt hat sie ihren Traum endlich in die Tat umgesetzt. „Das war der beste Schritt, den ich beruflich machen konnte“, freut sie sich. Sie und Clara sind in derselben Klasse, 2023 machen sie ihren Abschluss als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen.

Digitalisierung gehört dazu

Beim Thema Digitalisierung sind sich die drei einig: „Man muss sich reinfuchsen!“ Doch eine gute Vernetzung im medizinischen und Krankenhausbereich finden alle wichtig. Barbara bezeichnet sich sogar als äußerst IT-affin: „Ich würde gerne was mit IT studieren, wenn ich nochmal jung wäre“, erzählt sie. Doch der Pflegeberuf ist eigentlich schon ihr Ding und auch die beiden Schülerinnen lieben ihre Ausbildung und freuen sich auf den künftigen Job. Sie alle sind davon überzeugt, dass das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung auf den Stationen im Arbeitsalltag nur Vorteile bringt. Und das kommt letztlich auch den Patienten zugute. „Heute ist alles mega gut strukturiert“, berichtet Julia. „Wir bekommen viel Unterstützung seitens der Schule, des Krankenhauses und der Stationsleitung. Die Praxisanleiter sind dabei super wichtig, denn sie zeigen uns alles und vertiefen die Aufgaben, die während bestimmter Dienstzeiten erledigt werden sollen. Auch müssen wir viel Praxisnachweise liefern, zehn Prozent der Ausbildungszeit muss auf den Stationen geleistet werden“, erörtert die ehemalige Theatermalerin.

Früher – heute

„Unsere Ausbildung früher war komplett anders“, erinnert sich Barbara. Alles war sehr streng. Sie fragt die Pflegeschülerinnen, ob es für sie schwer sei, mit älteren Pflegekräften zu arbeiten. Clara findet das bisweilen schon, irritierend für sie sei, dass manche noch eine formelle „Sie“-Ansprache wollten, andere wieder nicht. Manchmal fühle es sich an, als würden Barrieren aufgebaut. Generell sei es aber schon so, dass man viele wichtige Handgriffe beim Umgang mit Patienten von den Kolleginnen erlernt. „Ältere Pflegerinnen und Pfleger haben eine andere Wahrnehmung, das ist oft von Vorteil“, meint Julia. Andererseits sei der Blickwinkel der jungen Leute auch für die Älteren interessant und oft eine Bereicherung.

Der Druck ist größer

Insgesamt beklagen die Jungen den Druck auf den Stationen und die vielen Aufgaben, denen man im Stationsalltag gerecht werden muss. Barbara bestätigt: „Das war früher nicht so, man hatte mehr Zeit für die Aufgaben und für die Patienten.“ Clara: „Heute sind die Patienten kürzer da, das ist ja eigentlich positiv. Es ist auch schön zu sehen, wie schnell eine Genesung heutzutage möglich ist und wie schnell der Patient mobilisiert werden kann.“ Auch Julia findet es beeindruckend, dass Menschen nach zum Teil großen Eingriffen bald wieder mobil sind.

Was wünscht man sich?

Was wünschen sich nun Jung und Alt für die Zukunft ihres Berufs? Die Antwort lautet, flexiblere Arbeitszeiten zum Beispiel und mehr Zeit für den kommunikativen Austausch zwischen den Pflegekräften, vor allem zwischen Jung und Alt. Denn: „Man muss auch Zeit haben, um miteinander zu reden“. Die jungen Pflegekräfte wünschen Barbara, sie möge solange sie noch dabei ist, ihre Freude an der Arbeit behalten und, wenn sie aus dem Beruf scheidet, ein rückblickend erfüllendes Gefühl haben. Julia wünscht sich für sich, dass sie in Ruit bleiben kann. Sie will von dem etwas zurückgeben, was sie während ihrer Ausbildung bekommen hat. Clara wünscht sich, dass sie die richtige Station findet, jeden Tag etwas Neues lernt und ihren Beruf langfristig attraktiv findet. Zum Ende des Gespräches gibt es von Barbara noch ein dickes Lob für den Nachwuchs: „Wenn alle so wären wie Ihr, das wäre super“.

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