Tagebucheintrag Nr. 4
8. Monat: April 2021
Nachdem ich im März meine ersten Nachtschichten absolviert hatte, fühlte ich mich nun auch darin deutlich sicherer. Ich konnte mit erfahrenen Kollegen auch öfter zu Notfällen im Haus laufen und fühlte mich während Reanimationen und Notfällen nicht mehr ganz so unbeholfen – auch wenn eine Situation nie der anderen gleicht und man nie weiß, was einen erwartet.
Im Laufe des Monats versorgte ich viele beatmete Patienten und konnte deren Werdegang kontinuierlich mitverfolgen. Die spezielle Situation der Patienten, die zumeist aufgrund von Covid noch isoliert waren, erforderte viel Kraft und Einfühlungsvermögen – besonders im Umgang mit den Angehörigen. Diese konnten die Patienten nicht besuchen, konnten sich nicht vorstellen, wie ihr Familienmitglied aussah, wie es ihm ging und was tagtäglich im Krankenhaus mit ihm passierte. Obwohl mich dies bereits in den vorherigen Monaten beschäftigt hatte, forderte es mich nun noch mehr. Diesen Moment, in dem ein Patient sich vor seiner Intubation und Sedierung von seiner Familie am Telefon verabschiedet, nicht wissend, ob er jemals wieder aufwacht, werde ich niemals vergessen.
9. Monat: Mai 2021
Mithilfe meiner Praxisanleiter, den anderen Kollegen und viel Literatur verstand ich mehr und mehr die Hintergründe der invasiven Beatmung, sodass ich mich auch mit anderen Beatmungstechniken sicherer fühlte. Zum Glück gab es nun weniger instabile und herausfordernde Covid-Beatmungspatienten. Diese waren aufgrund ihrer Erkrankung meist sehr komplex zu behandeln.
Zudem bekam ich nun noch einige Einweisungen in spezielle Geräte der Intensivstation und begleitete die ersten Praktikanten und Auszubildenden während ihres Einsatzes auf der Station.
10. Monat: Juni 2021
Die ersten warmen Tage brachen an und die Arbeit in den Isolationszimmern wurde noch strapaziöser als zuvor. Wir waren froh, nun zunehmend aufatmen zu können. Die Menge der Covid-Patienten nahm weiter ab, bis wir Ende Juni schließlich auch den letzten ursprünglich Covid-Erkrankten in die Reha verlegen konnten.
Ich konnte eine tolle Fortbildung zum Thema Beatmung besuchen und freute mich über den Austausch mit den anderen Kollegen, die kurz nach mir auf der Station angefangen hatten. Dies tat sehr gut, denn meist machten sie ähnliche Erfahrungen und fühlten sich ebenso unsicher wie ich.