Was hat sich verändert – damals vs. heute?
Wir sprechen mit
Anette Haupeltshofer, Stationsleitung Station 42, medius KLINIK KIRCHEIM
Liebe Frau Haupeltshofer, Sie sind nun bereits seit 32 Jahren in der Pflege tätig. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Durch die Krebserkrankung meines Bruders habe ich gemerkt, wie wertvoll und sinnbringend dieser Beruf ist. Allerdings wollte ich bereits als Jugendliche diesen Beruf ausüben – ich konnte mir in der Tat keinen anderen Beruf vorstellen. Die Vielseitigkeit des Berufs und die Flexibilität der Arbeitszeiten waren für mich genauso attraktiv wie die Karrierechancen, die man bspw. durch ein berufsbegleitendes Studium hat.
Wie haben Sie damals Ihre Ausbildung erlebt?
Meine Ausbildung habe ich in Heidenheim absolviert. Zunächst war die Zulassung zur Ausbildung sehr erschwert. Denn dort gab es fast 400 Bewerbungen auf 30 Ausbildungsplätze. Davor hatte ich mich in einem Umkreis von 100 km um Giengen beworben und ausschließlich Absagen erhalten. Erst im Jahr darauf erhielt ich eine Zusage zur Ausbildung.
Um das Jahr bis zum Beginn der Ausbildung zu überbrücken, habe ich ein Pflegepraktikum in einem Pflegeheim absolviert. Dadurch bekam ich bereits einen kleinen Einblick in die Pflege und ein bisschen Erfahrung.
Jedoch wurde ich in der Ausbildung sehr oft allein gelassen. Schon im Mittelkurs musste ich im späten Spätdienst arbeiten. Praxisanleitungen gab es noch nicht. Man arbeitete 12 Tage am Stück, begann mit einer Woche Spätdienst, worauf sich der Wochenenddienst und eine Woche Frühdienst anschlossen. Auch Wunschdienste gab es nicht. In den zu leistenden Nachtdiensten war man für mehr als 40 Patienten verantwortlich, was einen dann doch immer wieder an seine Grenzen brachte.
Was macht die Pflege in Ihren Augen so besonders?
Wir begleiten Menschen in Ausnahmesituationen und können für sie und ihre Angehörigen vieles leichter machen. Wir dürfen sie auf ihrem schwierigen Weg begleiten und einfach für sie da sein.
Die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Berufsgruppen ist für mich eine positive Herausforderung. Aber auch die Vielseitigkeit, die Mischung von körperlicher und psychischer Herausforderung sowie das Arbeiten im Team machen für mich den Beruf zu etwas ganz Besonderem.
Was macht eine gute Pflegekraft aus? Was ist für Sie gute Pflege?
Wichtig ist für mich ganz besonders das Eingehen auf den Patienten und seine Bedürfnisse sowie wertschätzende und gute Kommunikation.
Ich versuche, mich in die Situation des Patienten hineinzuversetzen und pflege, wie ich selbst gepflegt werden möchte. Leider kann ich nicht jeden Patienten an jedem Tag zu 100% glücklich machen. Aber ich kann ihm erklären, warum etwas nicht möglich ist. Und dann kann ich versuchen, mit ihm einen Kompromiss zu finden, mit dem er schließlich auch zufrieden ist.