Bernd Poweleit hat am 1. Juni 2024 die Pflegedirektion der medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT übernommen. Der 54-Jährige studierte Pflegemanager hat 1987 seine Ausbildung als Krankenpfleger begonnen und seitdem sämtliche Stufen der Karriereleiter durchlaufen.
M: Lieber Herr Poweleit, sie sind jetzt ein halbes Jahr bei den medius KLINIKEN als Pflegedirektor, wie sind sie angekommen?
Bernd Poweleit: Wirklich gut, ich habe auf allen Ebenen tolle Mitarbeitende kennengelernt.
M: Was hat sie überrascht bei den medius KLINIKEN?
Bernd Poweleit: Eine überdurchschnittlich hohe Fachkompetenz und Engagement in allen Bereichen, das trifft man selten, das macht jeden Tag sehr viel Freude und ist eine großartige Basis für die zukünftigen Herausforderungen in der Klinik.
M: Was macht eigentlich ein Pflegedirektor?
Bernd Poweleit: Ich kümmere mich um alles, was für einen reibungslosen Ablauf in der Klinik sorgt. Dazu gehören vor allem die Personalbeschaffung und ganz viel organisatorische Themen. Berufsgruppenübergreifend ist die Etablierung von neuen Projekten eine der Hauptaufgaben in der Pflegedirektion. Dabei geht es auch immer darum, neue pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen an der Basis zu etablieren.
M: Welches Projekt liegt Ihnen gerade besonders am Herzen?
Bernd Poweleit: Da gibt es tatsächlich zwei Projekte.
Zum einen die erfolgreiche Zertifizierung zur angehörigenfreundlichen Intensivstation. Angehörige als Partner in der Versorgung am Patienten spielen eine sehr große, oft unterschätze Rolle. Dies haben alle Kliniken in der Pandemie schmerzhaft lernen müssen. Es ist extrem wichtig, Angehörige sehr gut einzubinden, bis hin zum Online-Call mit den Patienten z.B. via Tablet. Hier schafft die Zertifizierung über die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege einen sehr guten und sinnvollen Rahmen.
Das andere Projekt ist eine Herzensangelegenheit und heißt DAISY Award. Der DAISY Award (Diseases Attacking the Immune System) ist eine internationale Auszeichnung, die an Pflegekräfte verliehen wird, um ihre außergewöhnliche Arbeit, ihre Pflege, Mitgefühl und ihr Engagement zu ehren. Die Auszeichnung wurde 1999 von der Familie Barnes ins Leben gerufen, um das Pflegepersonal zu würdigen, das den Sohn der Familie, Patrick Barnes, während seiner Leukämiebehandlung betreute.
Ziele des DAISY Awards:
- Wertschätzung: Pflegekräfte in Krankenhäusern, Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen für ihre außergewöhnliche Arbeit zu ehren.
- Förderung von Empathie: Das Engagement und die mitfühlende Versorgung in der Pflege hervorzuheben.
- Bewusstsein schaffen: Die Bedeutung der Pflegeberufe im Gesundheitswesen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
M: Welche neue pflegewissenschaftlichen Entwicklungen/Erkenntnisse finden Sie in letzter Zeit besonders spannend und wichtig?
Bernd Poweleit: In der Pflegewissenschaft zeichnen sich aktuell mehrere Trends ab, die es gilt, gemeinsam voranzutreiben.
- Digitalisierung und technischer Fortschritt
- Akademisierung und Pflegeforschung
- Personenzentrierte Pflege
- Community Health Nursing
- KI in der Pflege
Diese Entwicklungen spiegeln uns im Arbeitsalltag den dynamischen Wandel in der Pflegewissenschaft wider und zeigen uns gleichzeitig, wie Forschung und Innovation zur Bewältigung aktueller Herausforderungen beitragen können.
M: Was treibt sie an in Ihrem Job
Bernd Poweleit: Die Neugier, Freude an Führung auf Augenhöhe und natürlich die Möglichkeit, jeden Tag gestalten zu können gemeinsam mit allen Akteuren in der Klinik.
M: Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit besonders wichtig?
Bernd Poweleit: Offene Kommunikation bis ins Detail, auch wenn es mal unbequem wird, Loyalität zum Unternehmen. Nur so können wir gemeinsam die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen stemmen.
M: Wie kam es, dass Sie vom Bett an den Schreibtisch gewechselt sind?
Bernd Poweleit: Das hat sich Stück für Stück ergeben. Ich war in meiner alten Klinik lange Abteilungsleitung und habe dann 2014 das „Qualitäts- und Risikomanagement“ als Leiter übernommen und bin zeitgleich stellvertretender Pflegedirektor geworden. Das ich nicht mehr ans Bett zurückkehre, war von mir nicht unbedingt forciert, hat sich aber dann aufgrund der vielfältigen Aufgabenstellungen so ergeben. Und egal in welchem Bereich, mein oberstes Ziel ist und war immer, stets das Beste für unsere Patienten zu erreichen. Sei es in der Qualität, in der Risikominimierung, aber auch in der stetigen Personalentwicklung von Mitarbeitenden.
M: Vermissen Sie manchmal die direkte Arbeit mit den Patienten?
Bernd Poweleit: Ja, immer mal wieder sehr, speziell im Intensivbereich aber auch im onkologischen Bereich. In beiden Bereichen finden sich Patienten, die unsere ganze Aufmerksamkeit und unser Können komplett beanspruchen und abverlangen. Diese Arbeit hat mir immer Freude gemacht.
M: Welche Eigenschaften sind besonders wichtig als Pflegedirektor?
Bernd Poweleit: Empathie, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen.
M: Was sind Ihre größten Herausforderungen als Pflegedirektor in der kommenden Zeit?
Bernd Poweleit: Ganz klar die Personalgewinnung sowie die aktuellen strukturellen Veränderungen im Gesundheitswesen
M: Was hat sich in den vielen Jahren, in denen Sie die Arbeit in der Pflege kennen, verändert?
Bernd Poweleit: Sehr vieles und auf allen Ebenen. In der Arbeit auf Station ebenso wie in der Leitungsarbeit oder der Pflegedirektion sind viele organisatorische Aufgaben und Anforderungen von Externen hinzugekommen, die die Kliniken erfüllen müssen.
M: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Pflege?
Bernd Poweleit: Ich denke, dass man den Krankenhäusern wieder mehr Gestaltungsspielraum geben muss, um die Themen vor Ort sinnvoll zu gestalten.
M: Sie haben selbst lange Jahre als Pflegefachkraft gearbeitet – was würden sie jungen Menschen, die jetzt in den Beruf starten, sagen wollen?
Bernd Poweleit: Seid neugierig, denkt kritisch, seid einfühlsam und hinterfragt. Es ist ein toller Beruf den man in seinem Facettenreichtum kaum in einem anderen Bereich findet.